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Das ist zwar nicht gerade mein Hauptthema. Gehört dieser Artikel überhaupt hierher? Aber auf diesem Hintergrund (z.B. die Grünen) wird derzeit unsere ganze Sexualethik und Familienpolitik gemacht…


Konservative Kehre: Der Philosoph Norbert Bolz erklärt, warum er nach den Werten der Familie nun jene der Religion verteidigt

FOCUS: Herr Professor Bolz, Sie wollen in Ihrem neuesten Buch die Gretchenfrage für sich klären. Und: Wie halten Sies mit der Religion?

Bolz: Ich bin nicht über das Niveau von Faust selbst hinausgekommen. Seine Antwort ist ja sehr anspruchsvoll, indem er darauf hinweist, dass es eigentlich eine Arroganz ist zu sagen: Ich glaube nicht.

FOCUS: Faust will sich lieb Kind bei Gretchen machen. Bei wem Sie?

Bolz: (lacht) Hätte er sich so viel Mühe machen müssen, wenn es nur darum gegangen wäre, Gretchen um den Finger zu wickeln? Für einen religiös unmusikalischen Menschen ist es eine extrem anspruchsvolle Position zu sagen: Ich habe zwar keinen Gott, aber ich kann auch nicht sagen, dass ich nicht glaube. Die Antwort des Atheismus oder des schieren Unglaubens ist nicht mehr glaubwürdig.

FOCUS: Sie galten lange als ein Mann der Linken. Ihr letztes Buch, „Die Helden der Familie“, war dezidiert konservativ. Und nun legen Sie sozusagen die Helden des Glaubens nach?

Bolz: Es geht für mich nicht um das Einlaufen in den Hafen der christlichen Kirche oder dergleichen, sondern um das Wissen der Religion selber. Dieses Wissen kann sehr viel mehr bieten als etwa unsere dämliche Wertediskussion. In der Bibel wird nicht von Werten geredet. Ich finde, das Großartige an der christlichen Religion ist, dass man mit ihr von der Tyrannei der Werte wegkommen kann. Man hat sich immer vorgestellt, das funktioniere durch Wissenschaft oder durch Aufklärung – aber im Gegenteil: Die Wissenschaft unterwirft sich immer freudiger der Tyrannei der Werte. So hat einer meiner Kollegen die Bundesregierung aufgefordert, alle Wissenschaftler zu bestrafen, die den von Menschen verursachten Klimawandel leugnen.

FOCUS: Von der Tyrannei der Werte fort – aber wohin?

Bolz: Die sozial vernünftige Antwort lautet: Wenn du nicht weißt, was du machen sollst, knüpfe an an die, die schon eine Antwort gefunden haben. Und es scheint mir auch historisch vernünftig zu sein, davon auszugehen, dass 2000 Jahre europäischer Intelligenz vielleicht interessantere Antworten auf die großen Fragen zu bieten haben als man selbst. Bei meinen Studenten wundert mich immer, dass es ihnen überhaupt nichts ausmacht, wenn ich sie darauf hinweise, dass eine Wahrheit, von der sie felsenfest überzeugt sind, nicht älter ist als – sagen wir mal – 20 Jahre.

FOCUS: Kann man die Fragen von morgen lösen, indem man auf Antworten von gestern zurückgreift?

Bolz: Mit den Fragen von morgen lenkt man die Leute von den wirklich wichtigen Fragen ab. Und wenn es um den Sinn des Lebens, die richtige Lebensführung und den Umgang mit der eigenen Endlichkeit geht, kann man von Paulus sehr viel mehr lernen als von Habermas. Ich habe keine Angst davor, unmodern zu sein.

FOCUS: In Ihrem Buch findet sich viel Spott über die Ersatzreligionen des modernen Menschen. Offenbar gehen Sie davon aus, dass es ein religiöses Grundbedürfnis gibt, auch wenn Gott tot sein sollte …

Bolz: Genau. Irgendetwas muss Gott sein. Das ist evident beim Kult ums moderne Ich. Das ist auch evident bei der grünen Religion, wo Gottvater durch Mutter Erde ersetzt wird. Die Sozialreligion wiederum, in welcher der Staat quasi die göttliche Rolle einnimmt, ist sicher die wichtigste und immer noch folgenreichste. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass wir immer tiefer in den Staatsgötzendienst steuern – und jede Menge Theologen sind bereit, aus Gründen der Anpassung an dieser Sozialoffenbarung mitzuwirken. Das Traurige ist eben, dass solche Ersatzreligionen gerade von denen praktiziert und vorangetrieben werden, von denen man eigentlich erwarten sollte, dass sie denken können. Sowohl die Grünen als auch die Ich-Religiösen, als auch die Staatsgötzendiener sind eigentlich Intellektuelle. Offensichtlich brauchen Menschen eine Möglichkeit, sich irgendwelchen Imperativen zu unterwerfen. Angesichts dessen ist eigentlich das christliche Angebot das freiheitlichste und souveränste und auch intellektuell befriedigendste, weil diese Unterwerfung es ermöglicht,allem anderen gegenüber souverän zu sein – während diejenigen, die den Gott nicht haben, sich sofort in einer gnadenlosen Knechtschaft wiederfinden.

Die Frage ist nur: Welche Verknechtung ist die jammervollste? Ist es diese neuheidnische Natur-idolatrie der Grünen, die ich in ganz besonderer Weise lächerlich finde? Oder ist es die Anbetung des Staates, die wenigstens eine gewisse Tradition hat? Oder ist es das Ich-Götzentum?

FOCUS: Die beiden ersten dieser Ersatzreligionen argumentieren rigide moralisch. Sie bezeichnen das als die Rhetorik der Gutmenschen und diese wieder als die Teufelei unserer Zeit. Warum?

Bolz: Das beginnt ganz simpel mit Freuds Diagnose, dass die Träume vom Untergang die Wunschträume der guten Menschen sind …

FOCUS: Damit sie retten können …

Bolz: Ja. Zugleich sind es Destruktionssehnsüchte. Wenn der Antichrist auftritt, heißt es bei Paulus, dann wird er an seiner Rhetorik von Sicherheit und Friede erkennbar sein. Ich glaube, das ist die Befreiung, wenn es so pathetisch sein darf, die Deutschland fehlt: Wir sind immer noch gebannt von der Rhetorik des Gutmenschentums und müssen einfach erkennen, das ist die Rhetorik des Antichristen. Es ist meine stille Aufklärungshoffnung, dass man wenigstens den intelligenten Leuten hierzulande diesen Zusammenhang noch mal klarmachen kann.

FOCUS: Haben Sie ein Beispiel für die teuflische Rhetorik der Gutmenschen?

Bolz: „Soziale Gerechtigkeit“ ist die Maske des Neids, „Teamfähigkeit“ ist die Maske des Hasses auf die Ehrgeizigen und Erfolgreichen, „Dialog der Kulturen“ ist die Maske der geistigen Kapitulation. Überhaupt: Das, was man Political Correctness nennt, ist die aktuelle Rhetorik des Antichristen.

FOCUS: Aber es heißt, unser Hauptproblem seien diejenigen, die sich für ihren Glauben Sprengsätze um den Bauch binden …

Bolz: Die islamischen Fundamentalisten konfrontieren uns mit einer Religion, die sich ernst nimmt. Ich sage nirgendwo, wir müssen zurück zu einer christlichen Religion, die sich vergleichbar ernst nimmt. Das Christentum steckt nicht mehr in den Köpfen und in den Seelen der meisten Menschen, aber so, wie eine Maschine mit den Worten Max Webers nicht nur Mechanik, sondern geronnener Geist ist, steckt das Christentum in unserer Kultur, und die ist wahrscheinlich besser als jede andere. Ich sage: Es ist geistiger Selbstmord, eine solche Tradition aufzugeben.

FOCUS: Würden Sie im Ernstfall für Jesus Christus gegen Allah kämpfen?

Bolz: Ich bin Wehrdienstverweigerer, aber ich war kein überzeugter Pazifist, sondern einfach ein Feigling, weshalb es jetzt frivol wäre, wenn ich behauptete, ich würde kämpfen. Doch mit den Waffen, die ich heute noch zu führen weiß, kämpfe ich. Ich stelle beispielsweise die These auf, dass nicht der islamistische Terror das Problem ist, sondern der Islam selbst. Das istso ein Kampf, den ein knapp 55-jähriger Professor gerade noch führen kann.

aus: http://www.focus.de/kultur/leben/modernes-leben-geistiger-selbstmord_aid_299051.html?fbc=fb-shares

„Das, was man Political Correctness nennt, ist die aktuelle Rhetorik des Antichristen“

„Ich bin nicht über das Niveau von Faust selbst hinausgekommen“

„Die Träume vom Untergang sind die Wunsch-träume der guten Menschen“

Streitlustig

Bolz lehrt Medienwissenschaft an der TU Berlin.

* Der Professor, Jahrgang 1953, ist studierter Philosoph und galt lange als Mann der Linken. Seine Dissertation verfasste er über die Ästhetik Adornos.

* Der vierfache Vater

hat u.a. mehrere Bücher über die modernen Kommunikationsverhältnisse verfasst („Am Ende der Gutenberg-Galaxis“, „Das kontrollierte Chaos“). 2006 entdeckte er „Die Helden der Familie“.

* Sein neues Buch

„Das Wissen der Religion“ erscheint dieser Tage beim Wilhelm Fink Verlag (164 S., 12,90 Euro).

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